Berichte

04.05.2008 TG Waldenburgertal

|   Berichte 2008

 Maitanzsonntag

Ein prächtiger Maientag

ld. Auf dem Schulhausplatz Niederdorf versammelten sich am vergangenen Sonntagmorgen die Trachtenleute aus dem Waldenburgertal zum traditionellen Maitanzen. Zur Eröffnung sang das Trachtenchörli „Ein prächtiger Maientag“. Der Liedtitel passte genau zu diesen warmen und wolkenlosen Frühlingsstunden.

Tanz um den Maibaum
Die Kindertanzgruppen Summervögeli und Strusse zeigten unter der Leitung von Heidi Thommen und Sabine Tschan ihr Können. Ihnen folgten die erwachsenen Tänzerinnen und Tänzer, ebenfalls begleitet vom Schwyzerörgeli-Quartett Schenkenberg. Die Herren trugen die Festtagstracht mit dem roten Gilet, die Damen mehrheitlich die blau-weisse Werktagstracht. Der Bändeltanz bildete den Abschluss des klangreichen Morgens. Im Takt der Musik wickelten die Kinder und die Erwachsenen die rot-weissen Bänder um die beiden Stämme, die von einer Tanne und einem Kranz mit 33 Eiern geschmückt wurden. Am Nachmittag zeigten die Kinder in der Mehrzweckhalle weitere Tänze aus der Schweiz.

Was ist Heimat?
Der reformierte Pfarrer Hanspeter Schürch und der katholische Vikar Markus Fellmann gestalteten vor dem Tanzen gemeinsam den ökumenischen Gottesdienst, bei dem die Frage nach der Heimat im Zentrum stand. Pfarrer Schürch berichtete aus seiner Kindheit, wo ein Wegzug seiner Familie aus dem Oberbaselbiet ins Ferienhaus im Emmental diskutiert wurde. Die Vorstellung, die Kameraden nicht mehr zu sehen und an einen fremden Ort gehen zu müssen, erfüllte ihn mit Panik. Heute beobachtet er, wie „einem das Leben ab und zu einen Wechsel abverlangt.“ Und mit einem Blick auf die Gegenwart meinte er: „Das sind die Zeiten, in denen wir wieder vermehrt den Wunsch haben nach Heimat.“ Wehmütig klangen die Alphörner der Gruppe Onoldswil, die zusammen mit Fahnen- und Talerschwingern den Gottesdienst umrahmten.

Aber was verstehen denn die Mitglieder der Trachtengruppe Waldenburgertal unter dem Begriff Heimat? „Niederdorf ist für mich Heimat“, meinte Mirjam Surer, „ich habe das Dorf und seine Leute sehr gerne.“ Esther Häner denkt an mehrere Aspekte: „Die Sprache, das Volkstümliche, die Tracht, die Wurzeln.“ Und Franziska Wagner findet: „Heimat ist da wo das Herz ist.“ Für Simon Oberli ist das mit einem besonderen Ort verbunden: „Wenn ich über den Gugger wandere, fühle ich Heimat.“ Was hat denn die Tracht mit der Heimat zu tun? Sabine Bader-Oberli: „Es entsteht ein Zusammengehörigkeitsgefühl, wenn man die gleiche Tracht trägt.“ Dadurch gebe es Identifikation. „Trachten sind für mich Ausdruck von Heimat“, meinte Käthi Mangold. Zuschauerin Beatrice Jäggin, die als Reiseleiterin schon um die ganze Welt gereist ist, kommt immer wieder gerne zurück ins Waldenburgertal: „Heimat ist für mich da, wo ich mich wohl fühle.“ Ob durch tanzen, zuschauen, zuhören, nachdenken oder miteinander reden: Am Maitanzsonntag gab es viele Möglichkeiten, ein solches Gefühl zu bekommen.   


Bericht von Lorenz Degen in der Oberbaselbieter Zeitung vom 8. Mai 2008