Berichte

27.02.2004 TG Laufental

|   Berichte 2004

Trachtenschneiderin und Expertin für Laufentaler Trachten

Ich will nur das Beste für unsere schöne Tracht

Myrtha Nussbaumer hat zwar den Beruf der Schneiderin nicht erlernt. Trotzdem ist sie dank ihrer reichen Erfahrung und ihrer grossen Liebe zur Tracht offizielle Trachtenschneiderin und Expertin für Laufentaler Trachten.

Nein, ich habe den Beruf der Schneiderin nicht erlernt, lacht Myrtha Nussbaumer, offizielle Trachtenschneiderin und Expertin für die Laufentaler Trachten. Aber schon als Schulmädchen war es mir wichtig, schön angezogen zu sein. Von einer Tante erhielt sie getragene Kleider, welche sie mit Hilfe ihrer Mutter für sich abänderte. Sie war und ist fasziniert von Stoffen und  das erwähnt sie speziell  sie liebt die eigentliche Näharbeit. Sie habe nicht nur Freude am Ergebnis. Als sie selber Kinder hatte, nähte sie deren Kleider. Während vieler Jahre besuchte sie Nähkurse. 

Ihre Tochter Daniela war bereits als Schulmädchen Mitglied der Trachtentanzgruppe Laufental, welche alle zwei Jahre am Heimetobe ein Theater aufführt. 1992 bat Daniela ihre Mutter, den Posten der Souffleuse zu übernehmen. Und dann, 1994, gings los mit Trachten schneidern, erzählt Myrtha Nussbaumer. Vorher hatte sie für ihre Tochter eine Sonntagstracht nach dem Muster einer Kollegin genäht. Jetzt wagte sie sich an die Festtracht  das Geschenk zum 20. Geburtstag  und nähte gleich noch eine für sich und vier andere Frauen. Damit sie wusste, wie diese zu nähen seien, trennte sie bestehende Trachten auseinander, um sie wieder zusammenzunähen. 1996 wurde sie in die Kantonale Trachtenkommission gewählt und 1998, nachdem sie die entsprechenden Kurse besucht hatte, zur offiziellen Trachtenschneiderin der Laufentaler Tracht bestimmt. Myrtha Nussbaumer strahlt, wenn sie von ihren Trachten und ihrer Funktion schwärmt. Sie ist verantwortlich, dass Trachten korrekt getragen werden. Manchmal sei es indes schwierig, darauf hinzuweisen, dass beispielsweise das Mieder nicht der Norm entspreche. Die Trägerinnen fühlen sich von mir persönlich angegriffen, sagt sie etwas enttäuscht. Dabei will ich doch nur das Beste für sie selbst und natürlich für unsere schöne Laufentaler Tracht.

Die Erneuerung der Laufentaler Tracht erfolgte 1936 anlässlich der Gründung der Trachtengruppe Laufental. Die schmucke Tracht weist auf die Nähe zur Stadt Delsberg und zum Birseck hin. Die Bluse der Frauen-Festtracht ist in anliegender Form aus weissem Leinen oder Halbleinen geschnitten. Halsausschnitt und Ärmel sind mit einem sechs Zentimeter breiten Volant besetzt. Der Jupe ist aus rostrotem, grünem oder blauem Wollstoff, vorne in Falten gelegt und hinten von Seitennaht zu Seitennaht von Hand eingezogen (Röhrli). Das Lappenmieder in anliegender Form aus rostrotem, blauem oder grünem Wollstoff muss in Kontrast stehen zum Jupe. Der Taillenabschluss mit den neun Lappen ist die schwierigste Arbeit, erklärt die erfahrene Trachtenschneiderin. Zur Anfertigung von zwei Lappen benötige ich rund sechs Stunden. Vielleicht sehe ich deshalb oft falsch genähte Lappen. Das quadratische Schultertuch ist handgewebt aus schwarzer Seide mit verschiedenartigen Streifen. Die Schürze besteht aus schwarzer Damastseide, beidseitig in vier Falten gelegt. 

Der Jupe der Sonntagstracht ist blau, grün, bordeaux oder schwarz. Das Mieder ist aus dem gleichen Stoff wie der Jupe mit dem sogenannten Buureföifi  im Rückenteil. Das Buureföifi ist die V-förmige Verzierung auf dem Rücken; sie erinnert an eine römische Fünf, was ihr den Namen gab. Die Schürze wird aus längsgestreifter Seide oder Leinen genäht und muss in der Farbe zum Jupe passen. Das Fichu oder Schäli ist aus weissem Garn filochiert oder gehäkelt. Zur Wintertracht wird keine Bluse getragen, sondern das Winter-Gstältli, dessen Lappenmieder gleich gearbeitet ist wie bei der Festtracht. Der rostrote oder blaue Jupe der Werktagstracht ist aus Halbleinen, wodurch der Stoff gerieselt wirkt. Das anliegende Mieder ist aus dem gleichen Stoff wie der Jupe und hat im Rückenteil ebenfalls ein Buurefeufi. Die Schürze aus längsgestreifter Halbleinen muss in der Farbe zum Rock passen.

Benildis Bentolila