Berichte

13.11.2016 TG Muttenz

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Jubiläumsstubete 70 Jahre

Unter dem Motto „Muttenzer Brauchtum im Jahresverlauf“ führte die Trachtengruppe Muttenz am Sonntagnachmittag 13. November in der Aula des Schulhauses Donnerbaum ihre Jubiläumsstubete durch. Carole Gröflin vom Muttenzer Anzeiger war auch dabei und berichtet über den Anlass in der Ausgabe vom 18. November.

WENN DER MANN AUF DER BÜHNE NACH EIN PAAR TAKTEN DIE FRAU WECHSELT 

Kapelle, Alphorn und Trachten: Anlässlich ihres 70. Geburtstages lud die Trachtengruppe zu einer Stubete ein.

«Wir zeigen nun, wie man tanzend fremdgeht», sagt eine Frau in Tracht schelmisch ins Mikrofon auf der Bühne. Hinter ihr ist die gesamte Trachtengruppe bereits aufgereiht. Für ihren Kommentar erntet sie im Publikum Schmunzeln, die Gruppe begibt sich in Position, als die Ländlerkapelle Wartebärg mit den ersten Takten des Frutiger Jubiläumswalzers loslegt. Er gehört zum Sommer in der Reise durchs Jahr mit den Muttenzer Brauchtümern, welche die Trachtengruppe zum Jubiläum unternahm.

Der Tanz ist beschwingt, die Abfolgen für Laien nicht einfach auszumachen: Die Schritte wechseln genauso rasch wie die Männer die Frauen. Da tanzt Sämi Benz, Präsident der Trachtengruppe, im einen Moment mit zwei Frauen in Werktagstracht. 360 Grad später sieht ihn das Publikum mit zwei anderen Frauen, diesmal in Festtagstrachten. Da wird einem nicht nur bloss beim Anblick der vielen Umdrehungen schwindelig. Das viele Wechseln hat es in sich, sodass sich beim einen oder anderen Tanzenden allmählich Schweissperlen auf der Stirn bilden.

Zur Trachtengruppe kam Sämi Benz im Jahr 1997 unverhofft: «Meine Frau und ich haben uns spontan für einen Besuch des Maitanzens entschieden», erinnert sich Benz. Seine Frau und er waren derart begeistert vom Volkstanz, dass sie an einem Donnerstagabend eine Probe besuchten. Den beiden gefiel es derart gut, dass er sich für die Trachtengruppe vom Piccolospielen abwandte. «Vor diesem Maitanzen habe ich die Trachtengruppe kaum wahrgenommen», gesteht Benz. Doch in den letzten Jahren hat der Volkstanz eine wichtige Rolle in Benz Leben eingenommen: Seit 2006 ist er Präsident der Trachtengruppe Muttenz, seit 2007 Präsident der kantonalen Trachtenvereinigung Baselland. «Ich bin ein Spätzünder, allerdings bin ich sehr schnell in den Volkstanz hineingewachsen», meint Benz mit einem Lächeln. Ihm gefällt sein Amt in der kantonalen Vereinigung, «da kann ich auch gesamtschweizerisch mitreden». 

Nachwuchssorgen real
Bei der Jahresmitgliederversammlung vom letzten Freitag wurden etwa die Nachwuchssorgen thematisiert. Diese kennt auch die Trachtengruppe Muttenz: «Wir sind rund 40 Aktive im Alter von 50 bis über 70 Jahren», sagt Benz. Die beiden Ausreisser sind ein 16-Jähriger und eine 25-Jährige. Ersterer ist von der Kindertanzgruppe Birsfelden-Muttenz dazugestossen. «Dies ist jedoch die Ausnahme, normalerweise tanzen die Kinder im jungen Alter dort, mit Beginn der Schulzeit steigen die  Freizeitangebote», erläutert Benz. Oft würden die Kinder dann ganz aufhören, statt zur Trachtengruppe zu wechseln. Die 25-Jährige sei eines Donnerstagabends in der Probe gestanden. «Gerne dürfen Interessierte bei uns vorbeikommen», sagt Benz. Wie er vor bald 20 Jahren würde man dann gleich in den Kreis und zum Mitmachen gebeten. «Dann werden gleich die Grundschritte eingeübt, damit bald fleissig mitgetanzt werden kann», berichtet der 72-Jährige.

Neben der Trachtengruppe standen an der Stubete letzten Sonntag folgende Formationen auf der Bühne: Kapelle Oberli/Bürgin/Vetsch/Moser, Sternsinger, Ländlerkapelle Wartebärg, Fackelumzug mit Kindern, Kindertanzgruppe Birsfelden-Muttenz, Jodlerklub, Bläsergruppe des Musikvereins, Fahnenschwinger Hanspeter Leuenberg und das Alphorn-Duo Surbaum. Zuletzt gehörte die Bühne der Gruppe Jestavo. Die Abkürzung steht für «Jungi Erwachseni tanzed Volkstänz». 19 junge Menschen in Tracht mischten neue Choreografien zu traditioneller Volksmusik und neuen Musikstilen. «So sieht die Zukunft des Trachtenlebens aus», meint Benz lachend.
Carole Gröflin

Legende zu den Bildern:
Die Ländlermusig Oberli/Bürgin/Vetsch/Moser eröffnet um 11 Uhr und unterhält die Gäste während des Mittagessens, abgelöst durch Alphornbläser Köbi Dolder und Fahnenschwinger Hanspeter Leuenberg.
Die Ländlerkapelle Wartebärg startet um 13 Uhr das Unterhaltungsprogramm, Sämi Benz begrüsst.
Das Aufzeigen des Brauchtums startet im Winter mit den Sternsingern. 
Erster Auftritt der Tanzgruppe mit “Achtung fertig los“ und Hüt isch Fäscht“.
Fackelumzug im Rahmen der Fasnacht und gemeinsames Singen des Muttenzerliedes mit dem bekannten Refrain “Zige zage zige zage hoi hoi hoi! z`Muttez do sy mer dehei“.
Kaffeepause bevor es mit dem Frühling weitergeht.
Zweiter Tanzauftritt “Läck bin ich tappig“.
Jodlerklub mit “Es früehliget im Baselbiet“ und “Waldverspräche“
Einleiten des Sommers mit einem Gedicht, vorgetragen von Esther Vifian.
Letzte Instruktionen bevor es losgeht mit der dritten Tanzrunde, “Frutiger Jubiläumswalzer“ (2. und 3. Bild Carole Gröflin) und “TGM“ (1. Bild Carole Gröflin).
Der letzte Tanz “TGM“ gibt Anlass zu einigen Danksagungen: Der Komponist ist Thomas Diethelm, Mitglied der LK Wartebärg; er hat diese Musik speziell für die TG Muttenz erschaffen und Andrea Weber hat darauf eine Choreographie erarbeitet. Und “Läck bin ich tappig“ stammt von unserer Vizetanzleiterin Karin Geitz. 
In den Sommer fällt die Bundesfeier und manche Empfänge von Vereinen, die an eidgenössischen Festen mitgemacht haben. Da wird musiziert, Alphorn geblasen, Fahnen geschwungen, und ein Apéro gehört auch dazu.
Nach der grossen Pause geht’s zum Herbst.
Räbeliechtli: Die Kindertanzgruppe Birsfelden-Muttenz und weitere Kinder symbolisieren den Umzug und singen dazu “Mit minere Latärne“.
Tanzvorführungen der Kindertanzgruppe. 
Nach dem letzten Auftritt der Tanzgruppe mit “Zum Jubiläum“ und “Krawall im Stall“ als Zugabe erfolgt ein wehmütiger Akt: Christa Thommen als Leiterin der LK Wartebärg muss ihren seit Beginn mitmachenden Bassisten Dieter Thommen verabschieden – er hört auf.
Zum Herbst gehört auch die Messe, Mitglied René Stamm spielt auf seiner Drehorgel.
Der Jodlerklub singt weitere 2 Lieder (“Dr Wildhüeter“ und “Obestemmig“) und Zugabe, zum Abschluss gratuliert Präsident Jacques Gysin und “überreicht“ als Geschenk die Zusage, Auslagen für einen nächsten neuen Tanz dem JK in Rechnung stellen zu dürfen.
Nach kurzer Pause erscheint der Santichlaus, was zu einer Programmverlängerung führt. Er bringt als Überraschungsgeschenk die Gruppe JESTAVO mit. Deren Leiterin Andrea Schwabe-Odermatt gibt einige Erläuterungen und los geht’s mit dem Programm, das vom Jahr 2066 rückblickend eine mögliche Entwicklung der Volkstanzszene darbietet. Übrigens: Die Gruppe JESTAVO hat es in den Final des KLEINEN PRIX WALO 2016 vom 4. Dezember geschafft. Näheres siehe http://www.prixwalo.ch/sprungbrett-kleiner-prix-walo/sidebar/2016/kleiner-prix-walo-2016/.
Die letzten Überhöckler und der unermüdliche Fotograph Werner Steinemann.
REW