Maibaum stellen einst und heute

Bereits seit 55 Jahren stellt die Trachtengruppe Gelterkinden den Maibaum am Dorfbrunnen auf und pflegt damit einen alten Frühlingsbrauch. Damals war noch alles in Handarbeit zu bewältigen, heute benötigen wir schwere Hightec Maschinerie. In alten Zeiten trafen sich Mitglieder der Trachtengruppe in den frühen Morgenstunden vom 1. Mai in der Bürgerstube, wo gemeinsam der Buchskranz gebunden und der Kranz mit 3x11 ausgeblasenen Eiern vorbereitet wurden. Mit Holzkeilen wurde das Bäumlein auf dem Brunnenstock befestigt. Abgeschlossen wurde der gesellige Anlass mit einem gemeinsamen Zmorge. Später wurde der etwas grössere Maibaum in den Räumlichkeiten vom Werkhof vorbereitet und mit einem Gemeindefahrzeug mit kippbarer Ladefläche zum Dorfbrunnen transportiert. Das Fahrzeug war jeweils unter dem geschmückten Grün kaum zu erkennen und auf der Ladefläche hielten zwei standfeste Personen den bereits eingefädelten Buchs- und Eierkranz fest. Dies ging so lange gut, bis die Polizei ein Machtwort sprach: Ab sofort darf also der Maibaum nicht mehr auf diese Art und Weise transportiert werden und auch der Verkehr muss neu geregelt werden. Eine Lösung wurde mit dem Fostfahrzeug gefunden (2013). Nun ist die entsprechende Tanne zwischen 8 und 10m lang und wird mit dem Kran in den extra gebauten Schacht beim Dorfbrunnen gesetzt. Paul  Gysin als Maibaum-Chef bereitet den Buchskranz in seiner Garage vor und Erika Gysin ersetz die brüchig gewordenen Eier, die noch immer mit Zündhölzlistückli befestigt werden. Die Farben der Seidenbändel spiegeln die Farben vom Gelterkinder Gemeindewappen: blau, weiss und rot. Bis 2017 konnten wir Seidenbändel verwenden, die noch in der Seidenbändelfabrik in Gelterkinden gewoben wurden. Mittlerweilen sind die Bändel aber brüchig geworden und haben an Farbe verloren. Deshalb leuchten heutzutage Kunstseidene Bändel aus der Ostschweiz in neuer Farbenpracht. Nur die Seidenquasten sind beständig – noch heute zieren sie als einziges echte Gelterkinder unseren Maibaum. Die TGG verfügt über eine eigens konstruierte Maschiene zum «Zözzeli» drääie. Verwendet werden dazu immer noch die alten in Gelterkinden gesponnenen Fäden in allen Regenbogenfarben auf den Holzspulen. Auch wenn die äussere Schicht verblichen ist, im Innern strahlen die satten Farben in alter Frische. Mach einer würde staunen, was für Farben schon damals «in» waren: türkis, pink, hellgrün und lila bis violett.

HG & SBB